M. Triegel – ‚Sehnsucht nach dem Wunderbaren‘

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Michael Triegel, Heimsuchung, 2007, 20,4 x29,6 cm

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anonym, Detail,Meisen



Hallo, liebe Chr.,

Vorgestern war ich mit R. in der Gemaeldegalerie, eine Sondershow anzusehen:

‚Fantasie und Handwerk‘, Cennino Cennini und die Tradition der toskanischen Malerei von Giotto bis Lorenzo Monaco.

Also: italienische Malerei des 14. Jhds.

Ich habe dabei auch Fotos gemacht, soweit das technisch ging, bei den Lichtverhaeltnissen dort und ohne Stativ und Blitz.

Eines der ausgestellten Bilder hat es mir besonders angetan. Es
schien mir sehr, sehr raetselhaft. Irgendwie aus dem Rahmen fallend….Alt, und doch nicht 14.Jhd…

(Ich klammere es fuer Dich an diese
E-mail.)

Ich fragte R. am naechten Tag, hast Du gelesen, was das Bild darstellen soll und von wem das ist?

Sagt er mir, das ist ein Bild, das 1968 (!) in Leipzig(!) hergestellt worden ist. Mehr wusste er nicht.

Ich staunte.

Ich habe es aufgenommen, weil mir besonders der medizinische Aspekt des Themas
ins Auge fiel. Das kann doch nicht sein, dachte ich, dass man so etwas
in religioesem Zusammenhang bereits im 14.Jhd. abbilden konnte?

Was dieses Bild in der Austellung bedeuten sollte, weiss ich nicht. Ich bin immer recht faul, alle die Beschriftungen zu lesen.

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Aus dem Katatalog der Ausstellung in der Berliner Gemaeldegalerie: ‚Fantasie und Handwerk‘, den ich mir Tage spaeter ansah:

Michael Triegel, geb. 1968 in Erfurt.

Studierte an der Leipziger Hochschule fuer Graphik und Buchkunst.

Lehrer: Arno Rink.

In die Neue Leipziger Schule passe Triegel am wenigsten (Katalog).

‚Virtuoser Anachronismus‘

Triegel:

„Ich brauche das Handwerkliche!“

„Sehnsucht nach dem Wunderbaren“

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Zu meinem Fotos:

Die meisten Fotografen sehen den Gegenstand, den sie fotografieren, nicht in seiner Materiehaftigkeit. Sie manipulieren ihn in Richtung eines ‚gedachten‘ . Der sogenannte ‚Inhalt‘ wird abgebildet, nicht die Sache selbst. Der Katalog  dieser Ausstellung ist voll dieser, kunsthistorischen sicher ‚interessanten‘, aber doch recht faden Aufnahmen.

Der geradezu berauschende Gold-Glanz des Triegel-Bildes und die Brechungen ins Mystische, die einem aus diesem bemalten, rissigen Brett in Meissen epiphaniehaft wie ein ‚Wunderbares‘ – auch Bilder vom Tode sterben – entgegentreten – wie kann man solche Phaenomene mit einer Digitalkamera einfangen…!?

Daran arbeite ich.

Wie frueher mit meinen von mir so genannten „Ikonen“ in Griechenland.

(Greetings to Aphroditi Pournari!)