Echte Kunst an echt heissen Sommer-Abenden.

Einladung.Vorspiel.

Liebe Freunde,

ich freue mich, euch zu einer kleinen Ausstellung einladen zu dürfen:
drei junge Künstler präsentieren ihre Arbeiten – Video – Film – Malerei –
und ich werde mit meinen Fotografien zum Thema „Wald vorbei“ dabei sein.

Es würde mich freuen, wenn wir uns in der Potsdamer Str. 102 wiedersehen:
ab 19 h am 24.07.2015

Einladung siehe unten !!!

MOI
Es folgt die ueblich geschraubte akademische Legitimationsprosa der teilnehmenden’Kuenstler‘:

Saverio Tonoli Adamo wurde 1984 in Lucca, Italien geboren. Er lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte Malerei an der Brera-Akademie in Mailand. Er war Schüler von Alberto Garutti in Salamanca, Spanien. Seit 2009 arbeitet er als Maler und Fotograf, experimentiert mit performativen Bildern aus dem Butoh Theater Tanz, der Meisterinnen Minako Seki und Yuko Kaseki.
Die Tafeln Arbeiten nehmen die Imprimitur und Velatura als unabhängige Elemente für die Bild Konstruktion und Komposition auf. Den bedingungslosen Raum als Vision der Arbeiten entstanden durch verschiedene gelbe Licht Variationen. Die Tafeln sind ein Teil eines Entwicklungsprojektes über die Farben und deren Bedeutung in dem Transformationsprozess der Materie.
www.cargocollective.com/stadamo

Artist/Poet Nisha Bhakoo’s short film I, Amir explores the Freudian concept of the uncanny. It focuses on the uncanny implications of the “doppelganger”, new technology and poetry, as well as exploring repression, creativity, and the performative nature of gender identity. Her poem Feathers plays a central role in creating the uncanny atmosphere in I, Amir. Nisha Bhakoo also experiments with rhythm and language in her collages to create moods and atmospheres that are often difficult to articulate.
nishabhakoo.wordpress.com

Ingrid Ladurner, geb. 1982, aufgewachsen in Meran (Italien), seit 2006 in Berlin, studierte an der Universität der Künste, „Visuelle Kommunikation“ und anschließend „Kunst und Medien“, abgeschlossen 2012 mit „Besonderem künstlerischen Erfolg“.
Ingrid Ladurner nimmt in ihren multimedialen Installationen Momente aus dem Alltag auf und verändert dabei den Fokus vom Allgemeinen zum Detail. Diesen Aufnahmen gibt sie durch Bearbeitung, wie zum Beispiel Wiederholung und Neuanordnung, eine neue dem Betrachter überraschende Form. Ingrid Ladurner experimentiert mit verschiedenen Medien wie Video, Ton, Installation und Programmiersprache.
www.ingridladurner.net

Mechthild Wilhelmi, aufgewachsen in Urmitz bei Koblenz, studierte Fototechnik in Berlin an der FOF (Staatl. Fachschule für Optik u. Fototechnik). Danach absolvierte sie die Meisterprüfung im Fotografenhandwerk.
Als selbständige Fotografin arbeitete sie für viele namhafte Berliner Firmen – z.B. Berliner Wasserbetriebe, Berliner Festspiele, Cornelsen-Verlag, DeTeWe, Fassbender & Rausch, Ullstein-Verlag, Siemens u.v.a.
Einige ihrer Arbeiten wurden vom ADC New York (Art Directors Club NY) mit dem Merit-Award ausgezeichnet.

…. der Wald steht schwarz und schweiget ……. durch Bewegungsunschärfe wird der Wald in eine mystische Landschaft verwandelt. Er wirkt wie ein durchsichtiger Vorhang, hinter dem sich die Natur in ihrer Ruhe und Schönheit verbirgt.
www.wilhelmi-photo.de
Einladung zur Eröffnung der Sommerausstellungen Part I und Part II

Part I Lichtformeln – Lightformular

mit Nisha Bhakoo (Film)
Ingrid Ladurner (Videoinstallation)
Saverio Tonoli (Malerei)
Mechthild Wilhelmi (Fotografie)

Eröffnung am Freitag, den 24. Juli, 19 – 22 Uhr

Samstag, Sonntag, 25./ 26. Juli, 13 – 19 Uhr
Freitag, den 7. August, 19 – 22 Uhr.

Finissage: Samstag, den 8. August 19 – 22 Uhr

//GALERIE 102
Potsdamerstraße 102
10785 Berlin, 1. Etage im Vorderhaus

Zur Kunst eines heissen Abends. (Selbstgespraech 1)

Erhielt eine Einladung zur der oben genannten Ausstellung.
Machte mich daheim kundig, was mir ueber die akademischen Werdegaenge der Teilnehmenden so zugetragen wurde.

Zuerst, die uebliche Aufzaehlungen der akademischen ‚Kunsterziehungsinstitute‘, die diese jungen Kuenstler besucht haben, in denen sie sich einer akademisch beglaubigten’Kunst-Behandlung‘ unterzogen.

Mit Ergebnisse z.b., etwa so beschriebenen:
…die Tafeln Arbeiten nehmen die Imprimatur und Velatura als unabhaengige Elemente fuer die Bildkostruktion und Komposition auf. Den bedingungslosen(?) Raum als Vision der Arbeiten entstanden durch verschiedene gelbe Licht Variationen…

Dann, Ausstellender L.:
L. studierte an der Berliner ‚Universitaet der Kuenste‘, abgeschlossen 2012 „mit besonderem kuenstlerischem Erfolg“

Noch ein Beschreibungsversuch – auf Englisch:
Artist/Poet Nisha Bhakoo’s short film I, Amir explores the Freudian concept of the uncanny (ich, uebersetzt: das ‘Unheimliche’). It focuses on the uncanny plications (?) of the “doppelganger”, new technology and poetry, as well as exploring repression, creativity, and the performative nature of gender identity. Her poem Feathers plays a central…
Stuss.

Letzlich eine Fotografin, deren fuenf Foto-Werke, von ihr selbst, ex cathedra, dem Betrachter folgendermassen angedient wird:
Titel: ‚Wald vorbei’.
‚…der Wald steht schwarz und schweiget ……. durch Bewegungsunschärfe wird der Wald in eine mystische Landschaft verwandelt. (Meint sie.) Wald wirkt wie ein durchsichtiger Vorhang, hinter dem sich die Natur (Meint sie) in ihrer Ruhe und Schönheit verbirgt.’

(‚Wald vorbei’. Ende.
Mein Vorschlag zur Umbenennung der Opi: verhuscht abgelichtes Gruenzeug – aus einem fahrenden Autos fotografiert.)

Fazit:
Eine fast ekelhafte Produkt-Mischung.
Praepariert fuer Idioten. Mit grotesk verquastem Schriftgut.

Ich fluechtete.

HARTHAUS (Selbstgespraech 2)

M. borgte mir das Buch. Er bekam es von einem gemeinsamen Bekannten, der sich uns zuerst als ‚Filmfreak’, spaeter auch als Schriftsteller und Dichter vorstellte.

Da ich mit zunehmenden Alter eine fast notorisch zu nennende Abneigung gegen romanhaftes Schriftgut entwickelt habe, ueberlegte ich kurz, ob das Buch – das M., der es vorher schon gelesen, und mir alsbald zum Auch-Lesen empfohlen hatte – ob dieses Buch, unter all dem mir unter die Augen gekommenen romanhaften Gebilden, vielleicht eine Ausnahme sein koennte. (Auch weil ich M. als Leser guter Literatur kenne.)

Die Lektuere loesten bei mir bald eine gewisse Unruhe aus. Was ich mir aus meiner persoenlichen Biographie erklaerte. Denn – nolens volens – kamen mir Teile der Handlungsstraenge, seltsam bekannt vor. Geradezu wie als bereits irgendwie ‚Durchlebtes‘.
Der Ausgangspunkt des Romans: eine Person, die sich ausufernde, kuenstlerische Aktivitaeten leistet. Und sie von anderen Menschen bezahlen lassen will.
Aktivitaeten, die fuer den Initiator dieser Kaprizen in einer Katastrophe endet.
Im Bankrott.

Ich sprach den Autor auf der Strasse an. Mit dem Ansinnen, seinen Roman evtl. ‚bebildern’ zu wolle.
Ich erhielt ein eigenes Exemplar seines Buches. Die Uebergabe fand in der Weinstube X statt.
Danach begannen wir einige unserer ‚Geistesgueter‘ auf einander abzuschiessen.
Ich kam, als Erster an der Reihe, boshafterweise auf etwas mir vertraut Visuelles, die beruechtigte ‚Möse’, L’origine du Monde’, von Courbet zu sprechen. (Sexuell, Erotisches ist ein auffallender Teil des Romans.)
Aus heiterem Himmel, kam dann W. auf ein Buch von V. Nabokov zu sprechen: ‚Pale Fire’. N., einer meiner wenigen lterarisch Vertrautheiten.
‚Pale Fire’ kannte ich seit alters her. Merkwuerdig beruehrt hat mich schon damals: das monstroes miese ‚Dichtwerk’, mit dem N. sein Werk gleich eingangs, wie einen Paukenschlag, beginnen laesst. Daraus dann das weitere, noch Monstroese entwickelt und ueberdreht.

Dieser geradezu laecherliche dichterische ‚Erguss’ geht mir heute noch nach. Fuer mich eine Art literarisch initierter Schock; bei allem was ich mir zu kreieren, zu ’schaffen‘ erlaube, begegnet mir dieser Schock immer wieder. Unterschwellig bei jeder neuen ‚kuenstlerischen‘ Arbeit mit kleineren, laehmenden Furchtanfaellen, gepaart mit der Angst, mich ’schoeferisch‘ zu verkalkulieren. Gepaart auch mit der Aengstlichkeit, dass ich bereits so verrueckt sein koennte, den Wert meiner eigenen ‚Werke‘ voellig zu verschaetzen. Am Ende, nur ein groessenwahnsinniger ‚Trash-Artist’ zu sein.
Die Dollars am Ende aufgebraucht – siehe ‚Harthaus’ –
und die Kunst mausedood.

Nabokovs Vorspiel von ‚Pale Fire‘ ist eine seltsame Erfindung.
Dieses idiotisch geschwollene, eitle Opus. Eines, das mir fragwuerdige Lesefruechte in Zukunft (fast generell) ersparte. Nabokovs ‚Pale Fire‘ als Katharsis.

Die Verbindung zu HARTHAUS?
Dass W. der Autor von Harthaus, fast instinktiv(?) auf ‚Pale Fire’ zu sprechen kam, kann nicht zufaellig gewesen sein – Denke ich.
Die Geschichte einer riesigen Verschuldung, die sich die Hauptperson durch eine total verkrachte Filmproduktion auf sich lud, mit filmischen Erguessen, die beim Publikum nicht wenig Anklang fanden, weil sie quasi ins Leere produziert wurden. Manisch Produziertes, das offensichtlich durch irgendeinen abwegigen Gehirndruck erzeugt wurden, um mit eigenen Botschaften (Tollheiten), unter den Mitmenschen vorstellig zu werden.

Dann als extremes Resultat dieser ‚Verausgabungen’: die unfreiwillig-freiwillige Flucht vor den Glaeubigern, an einen Ort, hier ’Harthaus’ genannt, wo man sich in kloesterlicher, exerzitienhafter Abgeschiedenheit – voerst – aufgehoben waehnend, von den Schulden, und von sich selbst, von der Schuldlast entlastet.

Von Anderem weniger.

Was ist dieses Andere?
Nachdem man – nach der grossen Pleite – nicht mehr weiss, wo man sich in dieser Gesellschaft eigentlich noch aufhalten darf. (Der Suizid winkt!)
‚Schuldtuerme’ gibt es ja nicht mehr. Oder steht das erfundene ‚Harthaus’ fuer einen modernen Schuldturm? In dem seltsamen ‚Zonenrad-Schloss‘? Mit einer quasi „erloesenden“ Kartoffelfronarbeit-Ideologie? (Eine vom Autor des oefteren hymnisch gepriesenen.)

Letztlich, das Konstrukt dieser Institution, als einer sich selbst tragenden und erhaltenden? Mit “suehnendem“ Anstrich? Mit einem Staat im Hintergrund, der – laut Autor – solchen ‚Formen’ der Selbshilfe, wie die durch das ‚Harthaus’ voexerzierten, feindlich gegenueber stehen wuerde? Der Staat, der am Ende auch zuschlaegt.

Ein Ratschlag: „Scharf sparen!“. Um frei(?) sein zu koennen?
Das ‚Boxen’ nicht vergessen? Dem Anderenn gelegentlich die Fresse einschlagen? Teil der Exerzitien?

Ein ziemlich interessantes Buch. Zum nachzudenken. Fuer mich zumindest.
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Die ‚Bebilderung’ dieses Werkes koennte ein Problem werden.
Es gibt in HARTHAUS eigentlich nichts Konkretes abzubilden.

Harthaus sollte nachempfunden werden.

(Krude Schwarzweiszeichnungen in der Richtung der Manier von Kindern.
Verduennt Skizzenhaftes: Ver-Strichungen nach Innen.)

02.08.2015

Nachwort. Evtl. auch Weiterzudenkendes. Vielleicht…

Nabokovs Desillusionierungen.