Ein Frivoles Horrorstueck. Aus der Galeristenszene.

becher-b

Die Hausfrau als Galeristin.

Also.
Ich hatte sehr schoene Bildprodukte auf Zeitungspapier hergestellt, in eine feste Papprolle verpackt und war damit zu M. gegangen, die mit einem Leih-Auto schon vor ihrem Haus auf mich wartete …
M. auegte etwas schraeg, als ich mit dem festen, laenglichen Ding unterm Arm angerueckt kam.
Vielleicht habe ich spaeter meine Empfindungen hinzugedichtet, als sich die ‚Sache’ im negativen Sinne schon ganz wie von selbst erledigt hatte. Denn von nun an entwickelte sich’s wie ein krelle Farce, von der ich nicht einmal haette traeumen koennen.

In ihrem Fotostudio angekommen, begann ich meine herrlich bemalten, lila tueckischen Zeitungskunstwerke auszupacken und auszurollen.
Es begann sich alsbald zusehends auf ihrem gepflegten Boden zu enthuellen.
Als phantastischer Teppich. Was M. sichtlich immer weniger erfreut zur Kenntnis nahm. „Dieses billige Zeitungs-Zeug auf meinem Boden!?“
Ich hoerte sie schon vor Entruestung keuchen.
Darauf fuhr sie mich ziemlich laut an: “Wie erklaerst Du das den Leuten?“
Ich: garnicht. Bla, Bla, Bla. Ich erklaere nie, was ich herstellt habe etc… Meine sich in dem weiteflaechigen Atelier aus der Papprolle entfaltende Kunst, selbst bewundernd. (Wie herrlich machen sich zum Beispiel die faschistoiden, russischen Blaetter mit dem falschen Gold und Silber her…Wow…)
Ich machte M. auf die Moeglichkeit aufmerksam, die teppichartige Auslage von oben her zu betrachten, ueber eine bereitstehende Leiter, um sie so richtig ‚geniessen‘ zu koennen, musste aber, M. zornige Mine erkennend, feststellen, dass der Zenit der Zumutbarkeit einer derartigen Beaeugung aus luftiger Hoehe fuer M. bereits ueberschritten war.

Dummheit kann faszinierend sein.

Packte meine Sachen sehr langsam wieder ein. Aus den Augenwinkeln beobachtend, wie M. bereits zu einem Besen gegriffen hatte und wie eine Furie ueber ihren gepflegen Boden fegte. So als wenn mein Zeug etwas irrsinnig Unsauberes oder gar Ekelerregenden an sich gehabt haette. Ts!Ts! Dachte ich.

M. ging alsbald mit einer Bekannten zu Croppi. Der ‚infamous‘ Galleristin. In der K. Street.

Dachte: da must du hin. Richtig! Liebes, altes Maedchen!

Im Schlaf nun, der verwirrt traeumende Kuenstler. -(Zitate u.a. aus den ’saechsischen Othello Keksen‘. Den tiefbraunen.)

In Erinnerung an eine Vernissage-Besuch in der K. strasse.

Traf dort eine aeltere, akademisch verhutzelte Kunst-Freundin.
Die ihre Lippen mit Rouge nachgezogen hatte und mir sichtlich aus dem Wege ging. Ihr schlechte Gewissen, dachte ich sofort, sie hier  an dem uebel beleumdeten Ort in Persona und geschminkt angetroffen zu haben.

Habe ich sie also in Flagranti erwischt dort!  Das tueckische Luder.

Deine Kunstwerke holst Du Dir aber schleunigst wieder zurueck! Von der Doktorin, Helle Cloppi. Einer durch und durch waschecht getrimmten Ost- Kunst – Kennerin. Wie konntest Du sie nur dorthin bringe? Du must besoffen gewesen sein, oder Schlimmeres.

Schlich bei der naechsten Gelegenheit zu der Gnoppi zurueck, wischte von ihrem Hintern die ‚cobwebs'(Spinneweben), um ihr schoen sauber in ihren Wertesten – (ueberraschender Traumszenenwechsel) in den Hintern von Johannes B., den Stalin Bedichter) stechen zu koennen und nahm mir alsbald meine, so teuren Zeitungs-Dinger, aus dem Haufen gerahmter Scheisse dort, wieder an mich. Riss sie buchstaeblich von den Waenden.
Mein alter gefaehrlicher Pariser Goldchmiedaffekt, mir des Nachts – nach den Morden – das Gold wieder zurueckzuholen.